Super-Mamas und #Spitzenväter

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Super-Mamas und #Spitzenväter

17. März 2016 Er-/Beziehung 1

Es ist schön. Das ZDF bringt einen Bericht über Super-Mamas:

»Sie arbeiten, putzen, kochen und erziehen ihre Kinder – und das oft ganz allein. Über deutsche Super-Mamas zwischen Kinderziehung und Karriere.
Kristina Bier ist müde. Es ist Mittwoch, einer dieser Tage, der nicht zu enden scheint. Gerade hat sie noch Tochter Joanna (6) vom Kindergarten abgeholt, jetzt wartet sie schon sehnsüchtig auf das Ende des Ballettunterrichts von Tochter Jewelyn (7). Um 16 Uhr ist ihr Tag schon über zehn Stunden lang. »Ich finde, die größte Herausforderung ist die Terminplanung. Gegen 16.30 Uhr sind wir zu Hause. Um 19.30 Uhr ist schon wieder Schlafenszeit. Das sind drei Stunden, die man noch mit den Kindern hat in der Woche.«

Auf auf den ersten Blick klingt es wie ein typisches Klagelied über das anstrengende Leben von alleinerziehenden Müttern (und nebenbei bemerkt: Das Leben als alleinerziehender Vater ist da nicht leichter). Dann wird aber durchaus mit dem Zitat der Soziologin Professor Anja Steinbach von der Universität Duisburg-Essen in den richtigen Kontext gerückt:

»Sie beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem Thema – und der Frage nach dem Warum (90% der Alleinerziehenden Mütter sind).
Steinbachs Antwort: »Wir leben in Deutschland noch viel zu sehr nach traditionellen Rollenbildern. Selbst bei strittigen Fällen, die vor Gericht ausgetragen werden, haben die Familienrichter oft ein sehr konservatives Familienbild. Selbst wenn die Männer ihren Anteil übernehmen möchten, wird meist den Frauen das Kind zugesprochen, weil ihnen offensichtlich mehr Kompetenzen diesbezüglich zugetraut werden.«

Hurrah, genau so ist es. Auch wenn ich es selber für mich nie in Betracht gezogen hätte, kann ich jedoch jeden Mann verstehen, der seine Zeit lieber in die Karriere investiert, als sich einer gleichberechtigten Familienplanung. Abgesehen davon, dass die viele Mütter – allem Feminismus zum Trotz – leider gar kein Interesse an einer gleichberechtigten Aufgabenverteilung haben und lieber die Aufteilung „Vater verdient das Geld und Mutter kümmert sich in maximal Teilzeit um die Kinder und den Haushalt“ preferieren, ist es nach der Trennung in Deutschland meist egal, wie hoch sein Engagement innerhalb der Beziehung war. Vor Gericht darf er sich meist trotzdem demütigen lassen als Elternteil zweiter Klasse. Ich kenne da Väter, die innerhalb der Beziehung gleichberechtigt oder sogar den Löwenteil der Erziehungsarbeit geleistet haben. Nach der Trennung wurden sie vom Jugendamt und Familiengericht jedoch genauso mies behandelt, wie der Karrierist, der mit Glück seine Kinder nach der 60 Stunden Woche noch kurz vor dem Schlafen gehen gesehen hat.

Der Staat braucht Väter leider immernoch um die Transferleistungen der 40% Alleinerziehenden, die von Hartz IV leben, zu kompensieren und solange ist männliche Gleichberechtigung in der Familienplanung und -gestaltung utopie

Da stört der Vater als gleichberechtigter Erzieher doch nur. Wenn er seiner Expartnerin im Wechselmodell durch gleichberechtigte Erziehungsleistung die Chance zum Geldverdienst schaffen würde, und diese trotzdem Transferleistungen bezieht, würde es ja vielleicht mal einen öffentlichen Aufschrei geben, wenn die Bundesagentur für Arbeit (ARGE) dann trotzdem noch von ihm die Unterhaltszahlungen einfordert, wie sie es bei einem guten Freund von mir gemacht haben. Der hat zwar ein Kind zu 100 und ein Kind zu 50% betreut, aber als die Mutter von einem anderen Mann schwanger und damit Hartz IV Empfängerin wurde sollte er doch bitte für die 50% die das zweite Kind noch bei der Mutter lebte, Unterhalt an die Arge zahlen. Der hat das Leben seines Kindes natürlich um keinen Cent bereichert.

Letztendlich zeigt sich dieses Mißverhätnis im deutschen Vaterbild auch bei der Auszeichnung des „Spitzenvater des Jahres“. Während man Super-Mama wird, wenn man die Beziehung zum Vater beendet (und seine Aufgaben mit übernimmt),  wird man Spitzenvater nur, wenn man die Beziehung zu Mutter aufrecht gehalten hat (und ihre Aufgaben mit übernimmt). Um von dem Backwarenhersteller Mestemacher als Spitzenvater ausgezeichnet zu werden, reicht es nämlich nicht aus, nach der Trennung den Lebensalltag der Kinder zu schmeissen. Um als Spitzenvater das Preisgeld von 5000€ zu kassieren muss man leider in einer Beziehung mit der Mutter stecken und der Mutter den Rücken für die Karriere freihalten.

Mist, da bin ich doppelt in den Arsch gekniffen. Nicht nur, dass die Mutter die Beziehung vor langer Zeit beendete, auch dass ich Ihr die letzten 11 Jahre – anfangs durch gleichberechtigte Erziehung im Wechselmodell und seit 7 Jahren als alleinerziehnder Vater – den Rücken für die berufliche Entwicklung freigehalten habe, hat sich das leider nicht zu einer nennenswerten Karriere entwickelt, weshalb ich nicht einmal Unterhalt für die Kinder beanspruchen kann.

Da werde ich wohl lange warten können, bis das ZDF-Team mal vorbei kommt, um mir ein journalistisches Denkmal zu bauen, oder mir das Familienunternehmen Mestemacher mal 5.000 € Belohnung als neues Rollenvorbild für den modernen Vater überreicht.

Verdammt und da ich meine Vaterschaft auch nicht durch eine Samenspende für ein lesbisches Pärchen erlangt habe tauge ich noch nicht einmal zum Posterboy »Mutter mit Penis« der Emma.

Naja, was soll ich sagen ist gar nicht so einfach als Alleinerziehender alles richtig zu machen.

BTW: Wer die Ironie nicht erkennt meint, dass dieser Arikel Selbstmitleidig rüberkommt, der schaut am besten mal auf Twitter vorbei und sieht sich die Klagelieder einiger Frauen an, die gleich mal wieder nach dem Feminismus schreien, weil Männer mal als alternatives Rolemodell ausgezeichnet werden.

Wer wegen so einem Unfug meint den Feminismus noch zu brauchen, der braucht vermutlich eher ein wenig Hirn.

Eine Antwort

  1. […] man mal den Paradigmenwechsel von der Mutterrepublik zum Elternrepublik wagen. Aber solange sich Superväter immernoch nur dadurch auszeichnen, dass sie in der Paarbeziehung der Frau den Rücken fr… muss man sich nicht wundern wenn sich hier nichts […]

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