Wenn Mütter ihren Besitzanspruch verlieren

Eltern bleiben - Ein Leben lang

Wenn Mütter ihren Besitzanspruch verlieren

13. Dezember 2015 Er-/Beziehung Familienrecht/Utopien 5

Es muss eine schwere Zeit für Carola Fuchs sein.

Das Buch von Frau Fuchs hat bestimmt die eine oder andere alleinerziehungswillige Mutter unter dem Kopfkissen liegen, wenn sie sich nachts in den Schlaf weint, weil Gerichte heute nicht mehr bedingungslos den mütterlichen Definitionen von »Kindeswohl« folgen.

Viel geändert hat ihr Buch aber zum Glück nicht an der Tatsache, dass Gerichte inzwischen Vätern häufiger eine größere Rolle zusprechen.

Erst bekommen unverheiratete Väter seit dem EuGH-Urteil von 2010 auch gegen den Willen der Mutter das Sorgerecht zugesprochen.

Dann kommen Gerichte auf die Idee, dass mütterliche Kommunikationsverweigerung nicht ausreicht, einen gleichberechtigten Umgang zu verwehren und beschließen solche Sachen wie:

Voraussetzungen für das Wechselmodell seien

  • – Wohnortnähe zu den Einrichtungen der Kinder
  • – betreuungskompatible Arbeitszeiten
  • – ausreichender Wohnraum bei beiden Elternteilen

Keine zwingende Voraussetzung für das Wechselmodell sei, dass beide Eltern stets gut kooperierten. Es komme vielmehr darauf an, wie sie mit einer Meinungsverschiedenheit umgingen. Die Eltern seien aber auch gehalten, schwelende Trennungskonflikte zu beenden.

Es muss ihre wirklich in der Seele weh tun, dass dieses Jahr auch noch der Europarat auf die Idee kommt, die Mitgliedstaten der EU aufzufordern, das Wechselmodell als Umgangsmodell in der Rechtsprechung zu etablieren.

Kein Wunder, dass Carola Fuchs sich inzwischen so viele Sorgen macht.

Während sie bei der Huffington Post ihre Definition von »Paradoxon« zum Besten gibt, bittet sie all die Bloggerinnen, die sie aus der Szene der Mütterlobby kennt, sich doch bitte auf ihren Webseiten über das Wechselmodell zu äußern.

Carolafuchs

Natürlich kommt dabei nichts Neutrales oder vielleicht wissenschaftlich Fundiertes heraus, wie die Studien aus skandinavischen Ländern die Vorreiter im Wechselmodell sind. Auf diese hat sich zum Beispiel der Europarat bei seiner Entscheidung bezogen, als er folgendes feststellte.

„In Europe, there have been striking changes in the ways in which responsibilities are shared between women and men within families, and notably a shift towards a more even balance. However, laws, practices and gender stereotypes about the roles of women and men can sometimes cause fathers to be deprived of sustained relationships with their children. For a parent and child, the ability to be together is an essential part of family life, which is protected by the European Convention on Human Rights. Parent-child separation should only be ordered by a court and only in exceptional circumstances entailing grave risks to the interest of the child.“

Carolas Freundin Mama Berlin ein gutes Beispiel dafür, was dabei rauskommt, wenn solche Frauen um die Besitzstandwahrung kämpfen. Mama Berlin phantasiert sich zum Europaratsbeschluss etwas von den »Seilschaften der Väterrechtler« zusammen.

Ich bin immer wieder verwundert, wie diese Gruppe von ziemlich Gestrigen, die inzwischen den Charme einer Kegel-Stammtischtruppe aus Niedergörlitz (nichts gegen diesen Ort, ist bestimmt total schön dort) hat, doch relativ viel Einfluss nehmen kann.

Man mag Frauen wie Mama Berlin beruhigen: Gewundert haben sich die Väter Jahrzehnte. Nämlich, dass der Gesetzgeber, der sich nach dem Grundgesetz bemühen soll, Diskriminierungen der Geschlechter zu beseitigen, im Familienrecht konsequent das klassische Rollenmodell zementiert, nach welchem die Mutter erzieht und der Vater finanziert. Wenn man sich auf der anderen Seite wundert, dass Frauen dann nicht so viel Geld verdienen, ist natürlich die besondere Ironie des Spiels.

Was an den »neuen Vätern«, die für ihre Kinder mehr sein wollen, als ein Eintrag auf dem Kontoauszug der Mutter, »ziemlich gestrig« sein soll, ist vermutlich eines der sagenumwobenen Muttergeheimnisse, die von Generation zu Generation weitergereicht werden. Jeder normale Mensch, der die klassische Rollenverteilung für überdenkenswert hält, würde solche Väter vermutlich eher für modern und emanzipiert halten.

Ziemlich gestrig ist eigentlich nur eines: Das Besitzanspruchsdenken dieser Mütter, die sich seit einigen Jahren in Lobbygruppen zusammengeschlossen haben, um Trennungsmüttern Ratschläge zu geben, wie sie die Väter möglichst effektiv auf dem Leben der Kinder fernhalten. Ob Kinder ihre Vater nun brauchen oder nicht ist denen egal. Da wird ein Mann, mit dem über drei Jahre hinweg zwei Kinder gezeugt wurden, mal eben zu einer Affäre herab gewürdigt, und engagierte Männer, die auch nach der Beziehung zur Mutter noch Vater bleiben wollen, in den Selbstmord getrieben.

Es gibt zum Glück viele Mütter, die ihre Kinder mehr lieben, als sie ihre Ex-Partner hassen. Diese nutzen die Möglichkeiten, der Familienplanung, welche die Frauenbewegung und Wissenschaft in den letzten Jahrzenten den Frauen zu Verfügung gestellt haben, um aus dem Kinderkriegen und -großziehen verantwortungsvoll ein Gemeinschaftsprojekt zu machen, egal ob als Paar oder nur als Eltern.

Frauen, die Alleinerziehen allerdings zum Livestyleevent erklären wollen (»Warum es richtig geil sein kann, alleinerziehend zu sein …«), die müssen sich natürlich mittlerweile Sorgen machen, wenn die Gerichte heutzutage nicht mehr jede Missbrauchsunterstellung glauben. Letztendlich haben die Richter erkannt, dass nicht alles, was solche Mütter als Grund für ihren Alleinerziehungszustand vortragen der Wahrheit entspricht oder wirklich kindeswohlabträglich ist.

Ebenso denkt nicht jeder Vater nur an den Unterhalt, wenn er dafür kämpft, Bestandteil im Leben der Kinder zu bleiben.

Um ehrlich zu sein, ist das Unterhaltsargument beim Wechselmodell eigentlich das dämlichste, welches solche Mütter aus dem Ärmel ziehen. Sparen tun Väter im Wechselmodell nämlich nicht viel. Das, was sie mit Glück weniger an Unterhalt zahlen, müssen sie für eine größere Wohnung im Einzugsbereich der Mutter ausgeben. Ein Beispiel aus der Praxis. Im Residenzmodell hätte ich in meiner netten Berliner Altbauwohnung für 300€ bleiben können, und nicht der Mutter meiner Kinder nach Hamburg hinterherziehen müssen. Das alleine hat meine Miete mehr als verdoppelt. Ebenso bezahlen Wechselmodellväter die eigene Kleidung und Nahrungsmittel der Kinder. Denn dass Wechselmodellkinder aus dem Koffer leben, ist natürlich so eine gerne kolportierte Lüge der Mütterlobby, die nichts mit der Realität zu tun hat. In der Regel haben die Eltern eigene Kleidung für die Kinder. Unterhaltstechnisch angerechnet wird ihnen ihr Einsatz nur, wenn sie nicht peniebelst darauf achten auch 50 % der Umgangszeiot haben. Würden Sie dann nicht auch anfangen wie ein ein Weightwatcher beim Punktezählen, auf die Umgangsstunden schauen, wenn die Frage ob das Kind nun 84 oder 86 Stunden pro Woche bei ihnen war darüber entscheidet, ob sie 700€ Unterhalt zahlen, bzw, ob sie sich dann aufgrund der gesteigerten Erwerbsobliegenheit das Engagement für ihre Kinder überhaupt noch leisten können? Resiedenzmütter tun immer so, als wären Väter Geldesel, die natürlich zuallererst die unabdingbare Verpflichtung haben, finanziell für die Kinder zu sorgen. Leider sind die Wenigsten finanziell so gesegnet, dass sie gar nicht auf das geld schauen müssen. Und wenn sie den Müttern die Freizeit verschaffen, sich selber ihren Lebensunterhalt zu verdienen, gibt es moralisch auch überhaupt keinen Grund warum Mütter das nicht auch tun sollen.

40% der alleinerziehenden Mütter leben an der Armutsgrenze. Und das Wechselmodell verschaft ihnen mehr Chancen aus dieser Falle heraus zu kommen.

Zum Glück hat sich Mittlerweise rumgesprochen, das Väter nicht nur als mütterliche Portemonnaie-Erweiterung wichtig für die Kinder wichtig sind. Selbst wenn sie in den Ersten ein oder zwei Jahren mehr damit beschäftigt waren, den Mutterschaftsurlaub zu finanzieren, so geschieht dies nach einer Studie des Allensbacher Institutes zu 92%, weil die Mutter es sich so wünscht, und nicht weil der Vater Karriere interessanter findet. Lediglich zu 11% kümmern sich Väter in den ersten Jahren nicht um ihre Kinder, weil sie es sich nicht zutrauen. Meistens sind es, neben des Wunsches der Mutter wirtschaftliche Notwendigkeiten, die Väter in diese Rolle drängen. Wundert sich jemand, dass der Wunsch der Mutter, für diese Väter nicht mehr so entscheidend ist bei der Frage, wie sie lieber ihr Leben gestalten?

Doch statt mit dem Wechselmodell den Müttern die Chance zu geben ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen (wie es die meisten Wechselmodell- und auch die alleinerziehenden Väter, die ich kenne, auch ohne Unterhaltsempfang problemlos schaffen) fordern Mütterlobbyvereinigungen wie die »Mütterintiative – Mamas wehren sich« lieber ein bedingungsloses Grundeinkommen für Mütter. Der Staat, sprich Sie und Ich, sollen dafür aufkommen, dass diese Frauen unfähig sind das zu tun, was man von einem erwachsenen Menschen erwarten sollte: Verantwortungsvoll mit der Familienplanung umzugehen.

Was für mich immer noch den eklatantesten Unterschied zwischen Väterrechtlern und Mütterrechtlern ausmacht, ist, dass es komischerweise nur Frauen wie Frau Fuchs sind, die aus negativen Einzelfällen glauben eine Pauschalregelung zu ihren Gunsten ableiten zu dürfen.

Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der wegen einer Frau, die ihre Babys in der Tiefkühltruhe entsorgt, fordern würde, dass Frauen pauschal nach der Geburt erstmal das Sorgerecht entzogen bekämen, obwohl 66% der Kindstötungen durch die Mutter begangen werden und nur 18 % von den Vätern.

Sicherlich gibt es Männer, die versuchen, durch das gemeinsame Sorgerecht oder das Wechselmodell die Mutter zu gängeln. Ob solche Väter allerdings häufiger vorkommen, als Mütter, die versuchen ihre verletzten Eitelkeiten mit den Kindern als Waffe am Ex-Partner auszuleben, wage ich aber zu bezweifeln.

Arschlochhaftigkeit ist kein Geschlechtsmerkmal.

Komischerweise kommt niemand auf die Idee wegen der weiblichen Arschlöcher zu fordern, dass Kinder pauschal zum Vater kommen und die Mutter erst dann gleichberechtigten Umgang erhält, wenn sie bewiesen haben, dass sie das Kind nicht als Waffe missbraucht.

Das Lieblingsargument dieser Mütterechtlerinnen, das Wechselmodell funktioniert nur, »wenn sich Vater, Mutter UND Kinder darin einig sind« ist natürlich ein sexistisches, denn was glauben sie, wo diese Frauen das Kind sehen wollen, wenn die Mutter sich gegen das Wechselmodell wehrt? Bestimmt nicht beim kooperationsbereiten Vater.

Letztendlich sind die Arschlöcher zum Glück bei der gesamten Betrachtung der Geschlechter auf beiden Seiten die Ausnahme.

Wenn sich Eltern von der Gesetzgebung auf Augenhöhe bewegen verhindert das sehr viele Konflikte. Eine gesetzliche Standardlösung, die von der Mutter, die den Wunsch verspürt alleinerziehend sein zu wollen, eine ernstzunehmende Begründung und juristische Aktivitäten erfordern würde, würde viele Auseinandersetzungen ersparen, wenn sch erstmal rumgesprochen hat, dass die Vorstellungen, die einige dieser Mütter vom Kindeswohl haben, faktisch nichts mit selbigen zu tun hat.

Schon 1998 bei der letzten großen Änderung des Kindschaftsrechtes in Deutschland propheziten die Alleinerziehendenlobbys, dass das gemeinsame Sorgerecht von Scheidungspaaren eine Prozesswelle zur folge hätte. Das gegenteil war der Fall.

Angesichts der Tatsache, dass Frauen heutzutage die absolute Kontrolle über die Familienplanung haben und entscheiden können, ob sie nun mit einem Vollpfosten oder einem netten Mann Kinder in die Welt setzen wollen, frage ich mich, warum Frauen, die mit dieser Verantwortung offensichtlich fahrlässig umgehen, auch noch mit einer Standardlösung belohnt werden sollen, welche sie bevorzugt?

Bei Eltern, die sich mehr für die Pflege ihre eigenen Eitelkeiten interessieren, als für die Rechte ihrer Kinder, kann gerne das Gericht entscheiden. Dass man die Kinder allerdings in Konfliktfällen einfach zu denen schickt, die sich am vehementesten gegen das Recht ihrer Kinder auf beide Eltern wehren, ist allerdings das tatsächliche Paradoxon, welches man auch heutzutage vor Gericht immer noch regelmäßig antrifft.

Der weise Dorfschreiber im Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“ von Berthold Brecht hat das Kind auch nicht zu der biologischen Mutter geschickt, die aus Geldgier am Kind gezerrt hat, sondern zu der sozialen Mutter, die mit Rücksicht aufs Kind losgelassen hat.

Leider sind Gerichte nicht so weise. Deshalb sind die bindungstoleranten Elternteile leider immer noch zu oft gezwungen, Anwälten und Gerichten Geld in den Rachen zu schmeißen, um vor Gericht für das Recht der Kinder auf beide Eltern zu kämpfen. Eine Standardlösung, welche die UN-Kinderrechtskonvention ernst nimmt, würde hier viele unnötige Geldausgaben verhindert, welches die Eltern dann lieber in die Ausbildung ihrer Kinder investieren könnten.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=YVwQ4SxO64E&w=854&h=480]

 

5 Antworten

  1. rechtsbruch sagt:

    Danke Herr Bierend für dieses hervorragende Statement. Darf ich es auf meiner Seite und im Rahmen meiner Tätigkeit im ISUV Arbeitskreis Kinderrechte verwenden und weiterverbreiten? Natürlich nur unter Angabe ihrer Urhebersschaft?
    Schöne Grüße
    Sabine Rupp

    • Fatherleft sagt:

      Hallo Frau Rupp,
      klar dürfen Sie das.
      Ich freue mich ja, wenn es Menschen (Väter wie Mütter) ermutigt, Väter auch nach der Trennung als Teil der Kindesentwicklung zu verstehen und nicht nur als Unterhaltszahler.

  2. Fatherleft sagt:

    In der Originalfassung habe ich noch geschrieben Azdak im Stück „Der Kaukasische Kreidekreise“ wäre Dorflehrer. Er war natürlich Dorfschreiber, der es mit seiner Weisheit zum Richter gebracht hatte.

  3. […] Cornelia Fuchs ist eine besorgte Mutter. Nachdem der Europarat in seiner Resolution 2097 die europäischen Mitgliedsstaaten auffordert für eine paritätische elterliche Sorge (z.B. durch Wechselmodell) die Grundlagen zu schaffen, macht sie sich ernsthaft Sorgen. […]

  4. Der Artikel ist zwar schon zwei Jahre alt. Aber die Entwicklung der Rechtsprechung, insbesondere die BGH-Entscheidung vom 1.2.2017 zur möglichen Anordnung des Wechselmodells gegen den erklärten Willen eines Elternteils, gibt dem Autor sicherlich Recht, dass langfristig die mütterlich oft praktizierte Auffassung von Besitzansprüchen an den Kindern nicht zu halten sein wird. Alle Kinder brauchen beide Elternteile, und zwar nicht nur als Geldautomaten.

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